Mammografie Nutzen und Schaden

Kommunizieren von Nutzen und Schaden

 

Im Jahr 1996 wurden die Ergebnisse von 4 randomisierten Studien zur Mammographie-Früherkennung, an denen etwa 280.000 Frauen teilgenommen hatten, analysiert. Unter anderem zeigte sich, dass von je 1000 Frauen, die über 10 Jahre am Screening teilgenommen hatten, 3 an Brustkrebs verstorben waren, und von je 1000 Frauen, die nicht am Screening teilgenommen hatten, 4 an Brustkrebs verstorben waren.

Eine weitere Analyse zeigte vergleichbare Effekte: Pro 1000 Frauen bestand ein Unterschied von 5 an Brustkrebs verstorbenen Frauen ohne Früherkennung versus 4 an Brustkrebs verstorbenen Frauen mit Früherkennung.

Ein in 2006 veröffentlichter Cochrane-Review, der diese und weitere randomisierte Studien mit nun insgesamt etwa 500.000 Frauen zusammenfasste, kam zu einer noch geringeren absoluten Risikoreduktion: Von 2000 Frauen, die regelmäßig über 10 Jahre hinweg an der Mammographie teilnahmen, verstarb eine Frau (11 vs. 10 Frauen) weniger an Brustkrebs.

Erstmals wurde auch der Schaden der Mammographie beziffert: Für jede Frau, die durch die Teilnahme an der Früher-kennung vor dem Brustkrebstod bewahrt wurde, wurden gleichzeitig 10 andere Frauen als Ergebnis ihrer Teilnahme an der Mammographie mit Brustkrebs überdiagnostiziert und überbehandelt. Sowohl die Nutzenbewertung als auch die Schadenbewertung der Mammographie wurden im aktuellsten Cochrane Review – nun mit randomisierten, kontrollierten Studien, die rund 600.000 Frauen einschlossen – erneut bestätigt.

 

Was bedeuten Überdiagnose und Überbehandlung? Überdiagnose ist kein falsch-positiver Befund, sondern das Entdecken von Gewebeveränderungen, welche der pathologischen Definition eines Tumors entsprechen, sich jedoch nicht zu einem Tumor entwickeln, der Symptome oder gar den Tod verursacht. Die Konsequenz der Überdiagnose ist Überbehandlung – Operationen, Che- motherapien und Strahlenbehandlungen, welche der überdiagnostizierten Patientin keinerlei Überlebensnutzen, sondern nur körperlichen und seeli- schen Schaden bringen.

 

 

 Teile zitiert aus:

Zeitschrift: Der Gynäkologe > Ausgabe 5/2018 Autor: PD Dr. O. Wegwarth

 

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